
Herzenspost
In der Fastenzeit gibt es viele Ideen und Anregungen zum Fasten. Doch hast du schon einmal versucht deine Sprache zu „verschlanken“ und Wörter und Ausdrücke wegzulassen, die dir nicht gut tun? Wie das geht zeige ich dir anhand eines Themas, das viele betrifft, anhand von „Stress“. Aus der Hirnforschung weiß man, dass Worte unser Denken und unsere Verhaltensweisen beeinflussen. Ein Blick auf die Worte, die wir verwenden, mag ungewohnt sein. Aber es lohnt sich.

Stress und Druck ist für viele gegenwärtig. Stress kann dabei von außen kommen, weil bspw. der Arbeitsdruck zu groß ist, wir schon wieder im Stau stehen oder uns ein Konflikt mit jemanden zusetzt. Stress kann aus uns selbst kommen, weil wir z.B. zu hohe Erwartungen an uns selbst haben oder wir uns vor Versagen fürchten. Doch hast du schon einmal bemerkt, dass sich Stress auch in unserer Sprache zeigen kann? Und was noch viel wichtiger ist, ist dir bewusst, dass mit kleinen Änderungen in deiner Sprache du Druck und Anspannung aus deinen Worten und damit auch aus deinen Gedanken und Handlungen nimmst?
Müssen-Fasten – ein Wort, das wir sehr häufig benutzen, ist „müssen“. Heute Nachmittag muss ich noch zu einer Sitzung und am Abend muss ich ins Kino. Auf der bewussten Ebene verstehen wir, dass jemand eine Sitzung hat und abends ins Kino geht. Auf der unbewussten Ebene hat „müssen“ eine andere Wirkung. Es zeugt von Druck und Fremdbestimmung. Wenn du magst, dann schau einmal bei dir selber wie oft du „müssen“ sagst. Oftmals kannst du ein „muss“ einfach weglassen. Das gilt nicht nur für das gesprochene Wort. Es gilt auch für deine Gedanken.
Schnell-Fasten – ein Wort, das ebenfalls eng mit Stress verbunden ist, ist „schnell“. Es fließt in viele Sätze ein. Dinge müssen oft „schnell mal“ erledigt werden oder die Kinder sollen „schnell“ ins Bett gebracht werden. Wo hat da noch das gemütliche Abendritual mit den Kindern Platz? Wie mit dem Wort „müssen“ schafft auch „schnell“ eine neue Wirklichkeit. Wenn wir etwas schnell erledigen müssen, entsteht oft Zeitdruck, was zu Stress führt. „schnell“ steht auch für Geschwindigkeit. Das ist ebenfalls ein zentraler Faktor für Stress. Lässt du „schnell“ weg, kann das Gehirn eine Tätigkeit in einem anderen Rhythmus anleiten, ganz einfach in jener Zeit, die ein Vorgang gerade benötigt. Viele Dinge müssen nicht schnell erledigt werden. Vielleicht hast du Lust dich eine Woche lang zu beobachten wie oft du „schnell“ sagst. Und dann probiere, ob du „schnell“ nicht einfach weglassen kannst und wie es dir damit geht.
Und ganz generell ist auch das Wort „Stress“ in vielen Varianten verbreitet. Wir sind bei allen möglichen Gelegenheiten gestresst. Vor einer Familienfeier sind wir im Vorbereitungsstress. In der Adventszeit sind wir im Vorweihnachtsstress. Und auf die Frage „Wie geht es dir?“ kommt oft die Standard-Antwort „Stressig wie immer!“. Mit dem inflationären Gebrauch des Wortes „Stress“ generieren wir so unseren eigenen Stress selbst. Auch hier lohnt es sich ab und zu sich selber zuzuhören und alternative Ausdrucksweisen zu verwenden. Eine Aufgabe muss bspw. nicht immer stressig sein. Sie kann auch eine interessante Herausforderung sein.
In diesem Sinne – viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren!
.